Geistheilung
(oder auch energetische Heilung) bedeutet,
ein Therapeut, ein Heiler heilt mit
Hilfe eines Geistes und seiner eigenen
Energie. Damit ist
Geistheilung ein Relikt aus der Welt des Animismuses. Bevor der Heiler auf seinen
Patienten oder Klienten einwirkt, setzt
er sich in Verbindung mit seinem
"Hilfsgeist", um mit dessen
Unterstützung auf den Hilfesuchenden
einzuwirken. Nach meinen Erfahrungen mit
den Heilern vieler Nationen ist die
Verbindung, die da angestrebt wird,
immer die gleiche, sie hat nur, je nach
kulturellem Kontext, verschiedene Namen.
Im christlichen Kulturkreis nimmt der
Heiler Beziehung zu seinem Engel, will
er stärker beeindrucken zu Jesus oder
gar zu Gott selbst auf. Ganz ähnlich
verhält es sich bei den Moslems. Dort
werden aber auch besondere
Persönlichkeiten der eigenen Geschichte
kontaktiert. Ähnliches gibt es im
jüdischen Kontext. Dort wird bei vielen
Heilern der Rabbi Eliza, der Begründer
der Chassidim- Bewegung, beschworen.
Ganz ähnlich verhält es sich bei vielen
Schamanen, wenn diese zu ehemals
berühmten Schamanen Kontakt aufnehmen.
Im schwarzafrikanischen Kulturkreis
werden neben berühmten Ahnen die
jeweiligen Gottheiten beschworen. Doch
es ist egal, wie der Geist auch genannt
wird, ob Ahne, Engel, Geist, Dschinn
oder Gottheit, das höhere Selbst oder
der Atma mancher indischer
Gruppierungen, das Unterbewusstsein des
Heilers oder schlicht seiner rechten
Gehirnhälfte. In jedem Fall versetzt
sich der Heiler in einen veränderten
Bewusstseinszustand. In diesem
tranceartigen Zustand nimmt er dann
Kontakt auf mit der Seele, dem
Unterbewusstsein des Hilfesuchenden,
wirkt so auf dessen Seele ein und findet
die Ursachen der Störung und die Mittel
zur Genesung. Diese Form der Therapeut
-Patienten- Beziehung ist die älteste
der Menschheit. Sie wird seit dem
Morgengrauen der menschlichen Kultur bis
heute praktiziert. Und das auch heute
noch mit erstaunlichem Erfolg! Das
Haupthandicap der Geistheilung in
unserer Zeit: sie bedarf des Glaubens
und des Vertrauens des Patienten. Aber
selbst ihr Gegenpol, unsere
Schulmedizin, vermag wenig ohne Glauben
und Vertrauen.
Zur Geistheilung kam
ich als Zuschauer bei einer Mesa in
Peru, durch einen "wilden"
Indianerschamanen. Meinem Gastgeber,
einen deutschstämmigen
Großgrundbesitzer, erklärte ich das Tun
und Wirken des Schamanen, welches ich
sofort erkannt hatte. Nachdem der
Großgrundbesitzer den Schamanen über
meine Auslassungen befragt hatte, sah
dieser mich an und sagte zu mir " Du
Paye. Heile Du den Sohn des Hacienderos".
Danach initiierte er mich als Paye,
legte mir seine Halskette um und
schenkte mir seine Maraka- Rassel.
Bei Bedarf versetze
ich mich bei Geistheilung in den zur
Geistheilung nötigen Zustand und nehme
dann Kontakt auf zu der Seele bzw. zu
dem Unterbewusstsein meiner Klienten und
weise denen dann den Weg zur Gesundheit,
die sie aus den Augen verloren hatten.
Hilfestellung und Anregungen sowie die
dazu nötige Energie gebe ich,
doch gehen muss jeder den Weg selbst.
Die in
schamanistischen Gesellschaften übliche
Versöhnung der Patienten mit der
Gemeinschaft durch den Schamanen ist
hier bei uns in Deutschland leider nur
sehr begrenzt möglich, denn wir leben
nicht mehr in einem kleinen Dorf mit
allen Bezugspersonen zusammen, wie in
den schamanistischen Kulturen. Es ist
auch mir nur ein paar Mal gelungen,
Partner, auch ehemalige, Eltern und
andere Verwandte, Mitarbeiter und
Vorgesetzte an einen Tisch
zusammenzubringen und mit der
Patientin/dem Patienten zu versöhnen. Wo
dies gelang, waren die Erfolge
wunderbar. In den Fällen, in denen das
nicht gelingt, spreche ich die
Beziehungsprobleme mit den Betroffenen
durch. Anschließend gebe ich Ratschläge,
wie meine Patienten eine neue Sicht
ihrer Beziehungsprobleme gewinnen können
und aktiv selbst an deren Verbesserung
arbeiten sollen.
Aus dieser Problematik
entstanden auch die sogenannten
Familien- oder Firmenaufstellungen.
Durch diese an Theater erinnernden
Aufstellungen kann ein hilfesuchender
seine Stellung und seine Rolle in seiner
Familie, in seiner Firma verstehen
lernen. Soll das nicht eine reine
Freizeit-Beschäftigung gewesen sein, so
ist es unumgänglich, dass dieser Person
anschließend die innere Versöhnung
gelingt. Denn diese ist die
Voraussetzung für die Widergewinnung des
Seelenfriedens. Der Seelenfrieden
wiederum ist die Voraussetzung
wirklicher Genesung.
Ein Nachwort:
Geistheilung ist nicht die Durchführung
eines Zaubers durch den Heiler. Soll
Geistheilung nicht nur kurzfristigen
Erfolg, sondern auch dauerhaft heilen,
so geht das nicht ohne die Änderung der
Geisteshaltung und der Lebensweise des
Patienten. Jesus von Nazareth, der
größte Heiler des westlichen
Kulturkreises, meinte dies, als er zu
dem Lahmen sagte: "Stehe auf, nimm Dein
Bett und wandle und sündige hinfort
nicht mehr". Was nicht anderes heißt als
bessere Dich! Sünde in diesem Sinn meint
nicht Verstoß gegen irgendwelche
abstrakten Vorschriften sondern gegen
das eigene Wesen und den eigenen
Organismus.